Leistungsspektrum

Onkologische Chirurgie

Darmkrebs

Im Rahmen unseres Darmkrebszentrums arbeiten wir eng mit unseren Gastroenterologen, aber auch Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten und Pathologen zusammen. Nach Diagnosestellung wird beim Mastdarmkrebs und fortgeschrittenen Dickdarmkrebs in den wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen das individuelle Behandlungskonzept festgelegt. Hierbei kommen in Abhängigkeit des Tumorstadiums häufig auch multimodale Behandlungskonzepte (Kombination aus Bestrahlung und/oder Chemotherapie mit nachfolgender Operation) zur Verbesserung des Langzeiterfolges zum Einsatz.

Onkologisch radikale Tumorentfernung bei Dickdarmkrebs (Colonkarzinom)

Für das Ausmaß der Resektion ist die Tumorlage im Bereich des Colonrahmens von entscheidender Bedeutung. Die Aufhängung des Dickdarmes (=Mesocolon) wird dabei fächerförmig en bloc mit dem tumortragenden Darmabschnitt unter Erhalt der Hüllschicht mitentfernt (= komplette mesocolische Excision (=CME)). Dies gewährleistet die Mitnahme möglichst vieler ggf. beteiligter Lymphknoten.

Abbildung: Tumorentfernung bei Dickdarmkrebs

Onkologisch radikale Tumorentfernung bei Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)

Mittels Mastdarmuntersuchung inkl. -spiegelung (Rektoskopie) wird vor der Behandlung der Abstand des Tumors vom Analkanal und damit auch vom Schließmuskel bestimmt. Dies wird zur besseren OP-Planung vom Chirurgen selbst durchgeführt. Besteht bei tiefer Tumorlage Abstand zum Schließmuskel kann eine tiefe Mastdarmentfernung unter Erhalt des natürlichen Ausganges (Anus) angestrebt werden. Aufgrund der dabei erforderlichen tiefen Nahtverbindung (= Anastomose) wird bei diesem Eingriff ein doppelläufiger künstlicher Darmausgang (= Stoma) zum Schutz der Naht vorgeschaltet. Dieser kann nach Ausheilung der Anastomose in der Regel nach 3-6 Monaten zurückverlagert werden. Ist der Tumor allerdings an bzw. in den Schließmuskel bereits eingewachsen ist eine komplette Entfernung von Mastdarm und Anus unumgänglich. Aufgrund des dann fehlenden Schließmuskels ist eine dauerhafte künstliche Ausleitung des Dickdarmes (= Colostoma) i.d.R. im Bereich des linken Unterbauches erforderlich. Die Mitnahme der lokal drainierenden Lymphknoten unter Erhalt der Mastdarmhüllschicht (TME = totale Mesorektale Excision) ist auch hier wichtig, um die Rate eines lokalen Tumorwiederauftretens (= Rezidiv) so gering wie möglich zu halten.

Abbildung: Tumorentfernung bei Mastdarmkrebs

Lokale Tumorentfernung bei Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)

Eine lokale Tumorentfernung mittels Vollwandexzision vom Anus aus (=transanal/ta) kann als alleinige therapeutische Maßnahme ausreichend sein, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • pT1-Karzinom (Tumor auf Schleimhaut und inneres Bindegewebe beschränkt) mit einem
  • Durchmesser bis zu 3 cm,
  • gute oder mäßige Differenzierung,
  • ohne Lymphgefäßinvasion.

Schlüssellochchirurgie bei Darmkrebs

Die Minimal-invasive Chirurgie (MIC) genannt auch Schlüssellochchirurgie kommt auch in der Darmchirurgie mittlerweile standardmäßig zum Einsatz. Der Patient profitiert von kleinen Bauchschnitten und weniger Darmmanipulation mit daraus resultierender schneller postoperativer Erholung inkl. Darmtätigkeit und Mobilisation. Zusätzlich kann bei tiefen Mastdarmtumoren zur Verbesserung der Übersicht der Darm inklusive Weichteilmantel (Mesorektum) vom Anus aus oberhalb des Beckenbodens minimal-invasiv mobilisiert werden (=taTME).

weiterführende Informationen unter VOZ

Pankreaskrebs (Bauchspeicheldrüsenkrebs)

Bei Verdacht auf Pankreaskrebs wird in unserer Tumorkonferenz das individuelle Behandlungskonzept festgelegt. Hierbei kommen in Abhängigkeit des Tumorstadiums auch multimodale Behandlungskonzepte (Chemotherapie mit nachfolgender Operation) zur Verbesserung des Langzeiterfolges zum Einsatz.

Operative Versorgung des Pankreaskrebses:

Die Lage des Tumors spielt für die Form des operativen Eingriffes die entscheidende Rolle. In den meisten Fällen liegt der Tumor im Pankreaskopfbereich (siehe Abb.). Dann kommt die Pankreaskopfentfernung inklusive des Zwölffingerdarmes (genannt auch OP nach Kausch/Whipple) meistens mit Magenpförtnererhalt (Abk.: pp) zum Einsatz. Pankreaslinksresektionen mit oder ohne Milzentfernung sind bei Tumoren des Pankreaskörpers und – schwanzes erforderlich.

Abbildung: Lokalisation Pankreaskrebs

Bei kleinen neuroendokrinen Karzinomen der Bauchspeicheldrüse (PNET) oder zystischen Tumoren (siehe unten) können auch gewebesparende und milzerhaltende Verfahren zumeist in Schlüssellochtechnik durchgeführt werden.

 

Therapie bei Vorstufen des Pankreaskrebses:

Folgende häufig nur als Zufallsbefund entdeckte zumeist zystische Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse, sollten aufgrund ihres Entartungspotentiales einer operativen Therapie zugeführt werden.

  • Muzinöse Zystadenome             
  • Hauptgang-IPMN (Intraduktale Papillär Muzinöse Neoplasie)                   
  • Nebengang-IPMN (bei Erfüllung bestimmter Kriterien)

Zum Ausschluß eines meist nicht therapiepflichtigen serösen Zystadenomes oder einer Pseudozyste können diese Veränderungen vor einer Operation durch den Magen endoskopisch ultraschallgesteuert punktiert (transgastrale Endosonographie), und der Zysteninhalt untersucht werden.

 

Chronische Pankreatitis

Auch die chronische Pankreatitis erhöht das Risiko der Krebsentstehung in der Bauchspeicheldrüse, allerdings nur in geringem Maße. Deshalb wird eine Operation bei dieser Diagnose nur bei schmerzhaften Veränderungen empfohlen. Hierbei kommen zumeist organerhaltende Verfahren in Form von inneren Drainageverfahren oder zwölffingerdarmerhaltenden Kopfresektion zum Einsatz.

 

weiterführende Informationen unter VOZ

Magenkrebs

Nach Diagnosestellung wird beim Magenkrebs in unserer Tumorkonferenz das individuelle Behandlungskonzept festgelegt. Hierbei kommen in Abhängigkeit des Tumorstadiums häufig multimodale Behandlungskonzepte (Chemotherapie mit nachfolgender Operation) zur Verbesserung des Langzeiterfolges zum Einsatz.

Wird der Krebs im Frühstadium erkannt, kann er ggf. sogar ohne Operation rein endoskopisch lokal abgetragen werden. Bei allen anderen Stadien des Magenkarzinomes ohne Fremdabsiedelung (Metastasen) ist eine 4/5 oder komplette Entfernung des Magens (bei Karzinomen am Übergang von Speiseröhre zu Magen sogar mit Anteilen der unteren Speiseröhre) Standard. Hierbei ist u.a. auch entscheidend, dass eine hohe Anzahl den Magen drainierender Lymphknoten en bloc mit entfernt werden. Die Nahrungspassage wird in der Regel mittels Direktanschluß der Speiseröhre an den Dünndarm rekonstruiert. In Folge sind nach der Operation kleinere Mahlzeiten in kürzeren Abständen erforderlich. Diese Umstellung der Lebensgewohnheiten wird durch unsere Ernährungsberater-innen und poststationäre Rehabilitationsmassnahmen unterstützt. Letztere werden durch unseren Sozialdienst organisiert.

weiterführende Informationen unter VOZ


Hernienchirurgie

Allgemeines

Die operative Versorgung von Bauchwandbrüchen gehört in Deutschland zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen in der Chirurgie. Über 300.000 Brüche der Bauchwand werden pro Jahr in Deutschland operiert – davon ca. 400 am Juliusspital des KWM, unter denen die Leistenhernienversorgung den wesentlichen Anteil ausmacht.

Die Leistenregion stellt im Bereich der Bauchwand eine besondere Schwachstelle dar. Bereits vor über 200 Jahren beschrieb der am Juliusspital tätige Prosektor und Anatom Franz Caspar Hesselbach u.a. das nach Ihm benannte Hesselbach-Dreieck, welches die mediale Schwachstelle am Leistenkanal darstellt. Im Theatrum anatomicum, dem Gartenpavillon des Juliusspitals entstand u.a. seine 1814 erschienene wissenschaftliche Abhandlung: „Neueste Anatomisch-pathologische Untersuchungen über den Ursprung und das Fortschreiten der Leisten- und Schenkelbrüche.“

Bilder der Originalarbeit (Quelle: Bay. Staatsbibliothek)

Der heute gängige medizinische Fachbegriff für Bruch ist Hernie. Letztendlich bezeichnet es eine angeborene oder erworbene Lücke in der Bauchwand, die zum Hervortreten bzw. Durchbruch von Eingeweiden aus der Bauchhöhle führt. Dies kann ohne Beschwerden einhergehen, kann aber auch lokale Schmerzen und in Einzelfällen sogar lebensgefährliche Einklemmungen von Darmanteilen verursachen. In den letzten Jahren haben sich auf dem Gebiet der Bruchversorgung durch die Weiterentwicklung der Schlüssellochchirurgie (minimal-invasiv) moderne Operationsverfahren entwickelt, die nicht nur das kosmetische Ergebnis, sondern auch die postoperative Beeinträchtigung inklusive Schmerzen der Patienten vermindern.

Illustration Bauchwandbruch

Um die Qualität der Bruchoperationsverfahren auch im Langzeitverlauf ständig überprüfen und somit auf einem hohen Niveau halten zu können, nimmt das Juliusspital am deutschlandweiten Hernienregister der Deutschen Herniengesellschaft (HERNIAMED®) teil und erhielt deshalb auch das Siegel eines qualitätsgesicherten Hernienzentrums. Unsere Patienten werden i.R. dieser Qualitätssicherung u.a. postoperativ nach 1, 5 und 10 Jahren mittels Fragebogen kontaktiert.

 

Operationsverfahren

  • Offene Leistenbruchoperation ohne Netzimplantation:

Beim jungen Erwachsenen (<30.Lebensjahr) wird eine Bauchwandverstärkung ohne Implantation eines künstlichen Netzes (Operation nach Shouldice) angestrebt. Dabei wird der Bruchsack bestehend aus der Bauchfellknospe und ggf. Eingeweideinhalt freipräpariert, Darmanteile gelöst und in die Bauchhöhle zurückverlagert. Danach wird der Bruchsack abgetragen und die Bauchwandschichten am Leistenband mittels Naht fixiert.

  • Offene Leistenbruchoperation mit Netzimplantation:

Aufgrund des erhöhten Risikos eines erneuten Bruches (Rezidiv) ist man zunehmend dazu übergegangen, Polyester- oder Polypropylennetze zwischen die Bauchwandschichten einzulegen. Das Netz dient als zusätzliche Verstärkung der Bauchwand. Das gängigste Operationsverfahren beim Zugang von außen ist die Leistenhernienoperation nach Lichtenstein, bei der zwischen mittlerer und äußerer Bauchwandschicht ein ca. 10-Euroschein-großes Netz eingenäht wird.

  • Leistenbruchoperationen per Schlüsselloch:

Bei den modernen Verfahren der endoskopischen Bruchoperationen kommt neben kleinen Hautschnitten auch die Lage des Netzes als wesentlicher Vorteil zum Tragen. Das Netz wird vor das Bauchfell und hinter die festen Bauchwandschichten gelegt. Es sitzt damit wie ein übergroßer Deckel auf der Bruchlücke. Dies garantiert den besten Halt auch bei maximalem Druckanstieg in der Bauchhöhle, z.B. beim Husten. Neben dem Zugang durch die Bauchhöhle, wie er bei der TAPP (Transabdominelle Patchplastik) vorgenommen wird, gibt es auch die TEP(P) (Total extraperitoneale Patchplastik), bei der vor dem Bauchfell mittels Schlüssellochinstrumentarium präpariert wird. Am Juliusspital wird bevorzugt das TEP-Verfahren eingesetzt, da hierbei die Bauchhöhle inkl. der Eingeweide unangetastet bleibt.

Illustration TEP

Nabelhernien:

Nabelhernien werden bei kleiner Bruchpforte mittels Fasziendirektnaht versorgt. Bei größeren Brüchen oder Wiederholungsbrüchen wird ein Netz zur Verstärkung eingelegt.

Narbenbrüche:

Narbenbrüche treten nach einer vorangegangenen Operation auf. Diese können sich auch noch Jahre nach einer Operation ausbilden. Je nach Lage und Funktionalität kommen bei den Narbenbrüchen offene und minimalinvasive Verfahren zur Anwendung. Die bei fast allen Narbenhernien empfohlene Netzeinlage kann als Verstärkung oder je nach Befund auch als Bauchwandersatz dienen. Dabei kommen verschiedene Netzeinlagetechniken (Sublay, IPOM etc.) und Implantationsverfahren (offen vs. laparoskopisch) zum Einsatz.

Illustration Sublay, IPOM

Empfohlenes Verhalten nach Bruchoperationen am KWM - Standort Juliusspital:

Dokument als pdf hier downloaden

Indikationssprechstunde für Leisten- und Bauchwandbrüche

Indikationssprechstunde Hernienchirurgie
Jeden Montag von 08:00 - 12:00 und 13:00 - 17:00 Uhr

Terminvereinbarung bitte vorab unter Tel. 0931/791-7891

Die Beratung findet am MVZ Missioklinik statt, die operative Behandlung am KWM Juliusspital.
Nähere Informationen zu unserer Herniensprechstunde finden Sie hier.


Endokrine Chirurgie

Schilddrüse

Die Schilddrüsenhormone sind für Stoffwechsel und Wachstum mitverantwortlich. Bei großen und/oder suspekten Knoten bzw. unkontrollierbarer Überfunktion besteht nach Vordiagnostik beim Nuklearmediziner*in oder Internisten*in die Indikation zur Teil- oder Komplettentfernung. Ein intraoperativ differenziertes Vorgehen, Lupenbrille und Neuromonitoring reduzieren das postoperative Risiko von Heisserkeit und Calciumstoffwechselstörung erheblich.

Nebenschilddrüse

Die 4 Nebenschilddrüsen, die direkt hinter der Schilddrüse platziert und wesentlich kleiner sind, produzieren das Parathormon. Dieses Hormon sorgt für die Calciumaufnahme und -freisetzung. Bei einer Überfunktion kommt es zu erhöhten Calciumspiegeln im Blut mit Wirkung auf verschiedenste Organe („Stein-, Bein- und Magenpein“). Meistens steckt eine gutartige Vergrößerung einer, manchmal auch mehrere Nebenschilddrüsen dahinter. Deshalb erfolgt intraoperativ eine Parathormonschnellmessung, um sicher zu stellen, dass alle hyperfunktionellen Drüsenkörper entfernt wurden.

Nebenniere

Die paarig angelegten Nebennieren liegen oberhalb der Nieren. Gutartige Vergrößerungen können Hormon- und/oder Blutdruckstörungen verursachen und bedürfen dann meistens einer einseitigen Entfernung.

Neuroendokrine Tumore (NET)

Neuroendokrine Tumore können im gesamten Magen-Darmtrakt auftreten. Größe, Ort des Auftretens und Infiltration bestimmen das operative Ausmaß der Entfernung (NET der Bauchspeicheldrüse: siehe unter Onkologische Chirurgie, Pankreaskrebs).


Entzündliche Darmerkrankungen

Divertikulitis

Entzündungen von Aussackungen (Divertikeln) im Darm treten gehäuft im Sigmadarm (linker Unterbauch) auf und können im Einzelfall zu komplizierten Verläufen mit großen Abszessen bis hin zur freien Perforation in die Bauchhöhle (Darmdurchbruch) führen. Dies erfordert dann eine operative Behandlung. Die unkomplizierten Divertikelentzündungen und solche mit nur kleinen Abszessen können in der Akutphase in der Regel ohne Operation therapiert werden.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zählt der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Beide Erkrankungen werden primär gastroenterologisch behandelt und durch z.B. Endoskopien engmaschig überwacht. Indikationen zur Darmresektion aber auch medikamentöse Behandlungsstrategien werden in unserem interdisziplinären CED-Board (KWM Juliusspital) jeden Mittwoch individuell besprochen.


Gallenwegserkrankungen (gutartig)

Gallensteinleiden (Cholelithiasis)

Das Gallensteinleiden fällt häufig durch rechtsseitige Oberbauchbeschwerden (teilweise kolikartig) auf und bedarf bei Symptomen einer Therapie. Die Gallenblase ist der Entstehungsort der meisten Gallensteine und wird bei Auftreten o.g. Schmerzen in der Regel entfernt. Steine in den Gallenwegen müssen ggf. zuvor endoskopisch via Zwölffingerdarm-Gallenwegsspiegelung durch unsere gastroenterologischen Kollegen*innen geborgen werden. Endoskopie und OP erfolgen heutzutage meistens abteilungsübergreifend während eines stationären Aufenthaltes.

Gallenblasenpolypen

Polypen in der Gallenblase werden meistens sonographisch entdeckt. In ca. 90% der Fälle handelt es sich aber nicht um echte Polypen bzw. Adenome (Wucherungen der Schleimhaut), sondern um kleine wandständige Cholesterinablagerungen (Cholesterolpolypen), die sich allerdings im Ultraschall nur schwer von Adenomen unterscheiden lassen. Ab einer Größe von 10mm wird deren Entfernung empfohlen.


Proktologie 

  • Hämorrhoiden 
  • Analfisteln und -abszesse 
  • Anal- und Rektumprolaps 
  • Stuhlgangprobleme (Inkontinenz, Verstopfung usw.)